49:2 Kommt und hört, meine Söhne, was euer Vater Israel euch zu sagen hat:
49:3 Du, Ruben, bist mein Erstgeborener,
49:4 das Zeugnis meiner besten Kraft,
49:5 weil ich dich als den Ersten zeugte;
49:6 du bist der Erste auch an Macht und Hoheit!
49:7 Und doch kannst du nicht Erster bleiben;
49:8 denn zügellos wie wilde Fluten
49:9 bist du einst auf mein Bett gestiegen
49:10 und hast dich dadurch selbst geschändet.
49:11 Ihr beiden Brüder, Simeon und Levi,
49:12 ihr könnt mich nie dafür gewinnen,
49:13 mich euren Plänen anzuschließen;
49:14 denn ihr kennt nichts als Wut und Willkür!
49:15 Ganz sinnlos habt ihr Männer abgeschlachtet
49:16 und starke Stiere ohne Grund verstümmelt.
49:17 Verflucht sei euer wildes Wüten,
49:18 weil es so roh und grausam ist.
49:19 Das Urteil über euch hat Gott gesprochen:
49:20 'Ihr dürft nicht mehr zusammenbleiben;
49:21 ich werde euch in Israel zerstreuen!'
49:22 Dich, Juda, preisen deine Brüder!
49:23 Voll Freude jubeln sie dir zu,
49:24 weil du den Feind im Nacken packst,
49:25 und in den Staub hinunterzwingst.
49:26 Mein Sohn, du gleichst dem jungen Löwen,
49:27 der niemals leer vom Raubzug heimkehrt:
49:28 Er legt sich neben seine Beute,
49:29 und keiner wagt ihn aufzustören.
49:30 Nur dir gehören Thron und Zepter,
49:31 dein Stamm wird stets den König stellen,
49:32 bis Schilo kommt, der große Herrscher,
49:33 dem alle Völker dienen sollen.
49:34 Ja, Juda lebt im Überfluss:
49:35 Ganz achtlos bindet er sein Reittier
49:36 am allerbesten Weinstock fest
49:37 und wäscht im Traubenblut den Mantel.
49:38 Der Wein macht seine Augen funkeln
49:39 und Milch die Zähne blendend weiß.
49:40 Du, Sebulon, wohnst nah beim Meer,
49:41 dort, wo die Schiffe einen Hafen finden;
49:42 bis hin nach Sidon reicht dein Land!
49:43 Du, Issachar, beugst deinen Rücken
49:44 und schleppst als Sklave schwere Lasten.
49:45 Genauso wie ein dürrer Esel
49:46 brichst du darunter in die Knie.
49:47 Du zahlst den Preis für deine Sehnsucht
49:48 nach einem schönen, ebnen Land
49:49 und einem Leben ohne Mühe!
49:50 Du, Dan, bewahrst das Recht des Volkes!
49:51 Deswegen wird dein Stamm geachtet
49:52 von allen Stämmen Israels.
49:53 Gefährlich bist du wie die Schlange,
49:54 die auf der Lauer liegt am Wegrand:
49:55 Sie beißt das Pferd in seine Fesseln,
49:56 dann stürzt der Reiter rücklings ab.
49:57 So siegst du über deine Feinde!
49:58 Ich warte, HERR, auf deine Hilfe!
49:59 Du, Gad, von Räubern oft bedrängt,
49:60 lässt dich von ihnen nie berauben;
49:61 du wehrst sie ab und jagst sie fort!
49:62 Die Felder Aschers tragen reiche Frucht;
49:63 in seinem Land wächst nur das Beste,
49:64 die Speise für des Königs Tisch.
49:65 Du, Naftali, gleichst einer Hirschkuh,
49:66 die auf den Bergen frei umherläuft
49:67 und schöne, starke Junge hat.
49:68 Du, Josef, bist dem Weinstock gleich,
49:69 der an der Quelle üppig treibt
49:70 und seine Mauer überwuchert.
49:71 Die Feinde fordern dich zum Kampf,
49:72 beschießen dich mit ihren Pfeilen;
49:73 doch du bleibst unerschüttert stehen
49:74 und schießt mit rascher Hand zurück.
49:75 Bei dir ist Jakobs starker Gott;
49:76 deswegen führst du Israel
49:77 und bist des Volkes Schutz und Stärke.
49:78 Gott, der Gewaltige*, ist es, der dir hilft;
49:79 dich segnet deines Vaters Gott.
49:80 Er gibt dir Regen aus dem Himmel,
49:81 gibt Quellen aus der Erdentiefe.
49:82 Das Leben mehrt und segnet er
49:83 mit Fruchtbarkeit des Mutterleibes,
49:84 mit Überfluss aus Mutterbrüsten.
49:85 Du siehst die Berge, fest und ewig,
49:86 die hoch bis in die Wolken ragen;
49:87 dein Reichtum überragt sie alle.
49:88 Dies alles ist dir vorbehalten,
49:89 weil du den Segen erben sollst,
49:90 den ich, dein Vater, einst empfing.
49:91 Du, Josef, bist der Auserwählte
49:92 inmitten aller deiner Brüder!
49:93 Du, Benjamin, bist wie der Wolf,
49:94 der morgens seinen Raub verschlingt