Kapitel 8

8:1 Ich wünschte mir, dass du mein Bruder wärst,

8:2 den meine Mutter an der Brust genährt hat.

8:3 Dann dürfte ich dich unbekümmert küssen,

8:4 wenn ich dich draußen auf der Straße treffe,

8:5 und niemand würde dann die Nase rümpfen.

8:6 Ich nähm dich mit zum Hause meiner Mutter;

8:7 du könntest mich im Zärtlichsein belehren,

8:8 ich gäbe dir gewürzten Wein zu trinken

8:9 und meinen Most von Früchten des Granatbaums.

8:10 Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf

8:11 und mit dem rechten hält er mich umschlungen.

8:12 Ihr Mädchen alle, ich beschwöre euch,

8:13 dass ihr uns nicht in unsrer Liebe stört!

8:14 Wer kommt dort herauf aus der Wüste,

8:15 gestützt auf den Arm ihres Liebsten?

8:16 Hier unterm Apfelbaum

8:17 hab ich dich aufgeweckt,

8:18 wo deine Mutter dich

8:19 empfing und auch gebar.

8:20 Du trägst den Siegelring

8:21 an einer Schnur

8:22 auf deiner Brust.

8:23 So nimm mich an dein Herz!

8:24 Du trägst den Reif

8:25 um deinen Arm.

8:26 So eng umfange mich!

8:27 Unüberwindlich

8:28 ist der Tod:

8:29 Niemand entrinnt ihm,

8:30 keinen gibt er frei.

8:31 Unüberwindlich –

8:32 so ist auch die Liebe,

8:33 und ihre Leidenschaft

8:34 brennt wie ein Feuer.

8:35 Kein Wasser kann die Glut der Liebe löschen

8:36 und keine Sturzflut schwemmt sie je hinweg.

8:37 Wer meint, er könne solche Liebe kaufen,

8:38 der ist ein Narr, er hat sie nie gekannt!

8:39 Noch ist unsre kleine Schwester

8:40 für die Liebe viel zu jung,

8:41 denn sie hat noch keine Brüste.

8:42 Kommt sie erst ins rechte Alter,

8:43 dass sie jemand freien will,

8:44 müssen ihre Brüder wachen.

8:45 Sperrt sie sich wie eine Mauer,

8:46 schmückt man sie mit Silberzinnen.

8:47 Gleicht sie einer offenen Pforte,

8:48 schließt man sie mit Zedernbalken.

8:49 Eine starke Mauer bin ich,

8:50 Türmen gleichen meine Brüste.

8:51 Trotzdem will ich mich ergeben,

8:52 bitte meinen Freund um Frieden.

8:53 Salomo hat einen Weinberg

8:54 auf dem Hang von Ba'al-Hamon.

8:55 Für die Ernte würde jeder

8:56 tausend Silberstücke zahlen;

8:57 darum wird er streng bewacht.

8:58 Salomo gönn ich die tausend,

8:59 auch den Wächtern noch zweihundert –

8:60 ich hab meinen eigenen Weinberg!

8:61 Du Mädchen in den Gärten,

8:62 die Freunde warten schon:

8:63 Lass deine Stimme hören

8:64 und rufe mich zu dir!

8:65 Komm schnell zu mir, mein Liebster!

8:66 Komm, eile wie ein Hirsch;

8:67 sei flink wie die Gazelle,

8:68 die in den Bergen wohnt.

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