15:1 Da sagte Elifas von Teman:
15:2 »Das alles, Ijob, ist doch nichts als Wind!
15:3 Was du da von dir gibst, sind leere Worte!
15:4 Hat einer wirklich Weisheit* und Verstand,
15:5 wird er nicht sinnlos oder unnütz reden.
15:6 Du untergräbst das Fundament des Glaubens,
15:7 machst frommes Leben ganz und gar unmöglich!
15:8 Es ist die Schuld, die dich so reden lässt,
15:9 auch wenn du sie mit schlauen Worten leugnest.
15:10 Dein eigener Mund verurteilt dich, nicht ich;
15:11 du selbst belastest dich mit jedem Wort.
15:12 Bist du als erster Mensch geboren worden?
15:13 Warst du schon da, als Gott die Berge schuf?
15:14 Gehörtest du zu seiner Ratsversammlung
15:15 und bist in seine Pläne eingeweiht?
15:16 Von welchen Dingen weißt du mehr als wir?
15:17 Was kennst du, das uns fremd geblieben ist?
15:18 Im Kreis der Weisen* gibt's ergraute Männer,
15:19 die älter wurden als dein eigener Vater.
15:20 Du lehnst es ab, wenn Gott dich trösten will,
15:21 wenn wir statt seiner ruhig mit dir reden.
15:22 Warum nur regst du dich so schrecklich auf
15:23 und lässt so wütend deine Augen rollen?
15:24 Du richtest deinen Ärger gegen Gott
15:25 und klagst ihn an mit lästerlichen Worten.
15:26 Meinst du im Ernst, es gäbe einen Menschen,
15:27 der rein und schuldlos ist vor seinem Gott?
15:28 Nicht einmal seinen Engeln kann er trauen,
15:29 und auch der Himmel ist für ihn nicht rein.
15:30 Der Mensch gar ist abscheulich und verdorben;
15:31 das Unrecht ist ihm ebenso alltäglich,
15:32 wie wenn er einen Becher Wasser trinkt.
15:33 Ich will dich unterweisen, hör mir zu!
15:34 Was ich gesehen habe, sag ich dir.
15:35 Von weisen Leuten hab ich es gelernt
15:36 und diese hatten es von ihren Vätern.
15:37 Das Land gehörte ihnen noch allein,
15:38 kein Fremder konnte sie von Gott abbringen.
15:39 Der skrupellose Unterdrücker zittert
15:40 sein Leben lang aus Angst vorm letzten Tag.
15:41 In seinen Ohren gellen Schreckensstimmen;
15:42 im tiefsten Frieden wartet er auf Räuber;
15:43 er hofft nicht mehr, dem Dunkel zu entrinnen;
15:44 das Schwert scheint über seinem Kopf zu schweben;
15:45 schon sieht er Geier seinen Leichnam fressen.
15:46 Er weiß, der Untergang ist ihm gewiss;
15:48 stürzt ihn in Schrecken;
15:49 verzweiflungsvolle Angst rückt auf ihn zu,
15:50 bereit zum Angriff wie ein starker König.
15:51 So geht's dem Mann, der seine Fäuste ballt,
15:52 Gott, dem Gewaltigen*, den Krieg erklärt.
15:53 Weil er von Kraft und von Gesundheit strotzt,
15:54 nimmt er den großen, schweren Schild zur Hand
15:55 und macht den Nacken steif zum Sturm auf Gott.
15:56 Er zieht in Häuser, die verlassen wurden,
15:57 baut Städte auf, die Trümmer bleiben sollten,
15:58 und fürchtet nicht den Fluch, der darauf lastet.
15:59 So trotzt er Gott und fordert ihn heraus.
15:60 Was solch ein Mensch besitzt, ist nicht von Dauer;
15:61 er wird hier auf der Erde niemals reich;
15:62 der dunklen Totenwelt* entgeht er nicht.
15:63 Er gleicht dem Baum: Das Feuer frisst die Zweige,
15:64 am Ende fegt ihn Gottes Atem fort.
15:65 Wer sich mit falschen Werten selber täuscht,
15:66 darf nicht enttäuscht sein über falschen Lohn.
15:67 Noch vor der Zeit verwelkt er wie ein Zweig
15:68 und trägt nie wieder frisches, grünes Laub.
15:69 Er bringt sich um den Lohn, so wie ein Weinstock,
15:70 der seine Trauben unreif fallen lässt,
15:71 und wie ein Ölbaum, der die Blüten abstößt.
15:72 So fruchtlos bleibt die ganze böse Sippschaft
15:73 und ihre Häuser wird das Feuer fressen,
15:74 denn mit Bestechung wurden sie gebaut.
15:75 Mit unheilvollen Plänen gehn sie schwanger,