35:2 »Glaubst du denn allen Ernstes, es sei richtig,
35:3 dass du dich für gerechter hältst als Gott?
35:4 Du sagst zu ihm: 'Was nützt mir meine Unschuld?
35:5 Sie fällt bei dir ja doch nicht ins Gewicht!'
35:6 Auf diese Frage will ich Antwort geben;
35:7 sie gilt zu gleicher Zeit für deine Freunde:
35:8 Sieh einmal aufmerksam den Himmel an!
35:9 Sieh auch die Wolken dort hoch über dir!
35:10 Mit deiner Sünde kannst du Gott nicht schaden
35:11 und alle deine Fehler tun ihm nichts.
35:12 Ihm bringt's auch nichts, wenn du das Rechte tust;
35:13 er ist auf dein Geschenk nicht angewiesen.
35:14 Dein Mitmensch leidet unter deiner Bosheit
35:15 und ihm nur nützt das Gute, das du tust.
35:16 Die Menschen stöhnen, rufen laut um Hilfe,
35:17 wenn Mächtige sie grausam unterdrücken.
35:18 Doch keiner fragt nach Gott, nach seinem Schöpfer,
35:19 der Lobgesänge gibt in dunkler Nacht.
35:20 Gott hat uns mehr gelehrt als alle Tiere,
35:21 er gab uns mehr Verstand als allen Vögeln.
35:22 Um Hilfe schreien wir, doch Gott bleibt stumm,
35:23 weil wir voll Bosheit und voll Hochmut sind.
35:24 Das Schreien ist umsonst, Gott hört es nicht;
35:25 er, der Gewaltige*, sieht uns nicht an.
35:26 Du, Ijob, sagst, du könntest Gott nicht sehen.
35:27 Hab nur Geduld, dein Fall ist ihm bekannt!
35:28 Weil Gott dich seinen Zorn nicht spüren ließ