88:2 HERR, mein Gott und Retter,
88:3 Tag und Nacht schreie ich zu dir!
88:4 Lass mein Gebet zu dir dringen,
88:6 Ich habe mehr als genug gelitten,
88:7 mit einem Fuß stehe ich schon im Grab.
88:8 Alle meinen, mit mir sei es aus;
88:9 die Kräfte schwinden mir, ich kann nicht mehr.
88:10 Man hat mich aufgegeben wie einen Toten;
88:11 mir geht es wie den Erschlagenen,
88:12 die man ins Massengrab geworfen hat –
88:13 du sorgst nicht mehr für sie,
88:14 deine Hilfe erreicht sie nicht mehr.
88:15 In den tiefsten Abgrund hast du mich gestürzt,
88:16 wo ewige Dunkelheit mich einschließt.
88:17 Dein Zorn drückt mich zu Boden,
88:18 in schweren Wogen rollt er über mich hin.
88:19 Meine Freunde hast du mir entfremdet,
88:20 sie wenden sich voll Abscheu von mir ab.
88:21 Ich bin im Elend gefangen
88:22 und finde keinen Ausweg;
88:23 vor Schmerzen wird mir schwarz vor Augen.
88:24 Tag für Tag schreie ich zu dir, HERR,
88:25 und strecke meine Hände zu dir aus!
88:26 Tust du auch für Tote noch Wunder?
88:27 Stehen die Schatten auf, um dich zu preisen?
88:28 Erzählt man im Grab von deiner Güte,
88:29 in der Totenwelt* von deiner Treue?
88:30 Weiß man dort in der Finsternis noch,
88:31 welche Wunder du tust für dein Volk?
88:32 Denkt bei den Vergessenen noch jemand daran,
88:33 wie treu du deine Zusagen einlöst?
88:34 Ich aber schreie zu dir, HERR;
88:35 jeden Morgen bestürme ich dich mit Bitten.
88:36 Warum hast du mich verstoßen, HERR?
88:37 Warum verbirgst du dich vor mir?
88:38 Solange ich denken kann,
88:39 bin ich gequält und dem Tode nah.
88:40 Du erschreckst mich mit immer neuen Plagen,
88:41 sodass ich fast an dir irrewerde.
88:42 Dein Zorn ist über mich gekommen wie ein Feuersturm,
88:43 deine furchtbaren Angriffe zerschlagen mich.
88:44 Sie bedrohen mich von allen Seiten,
88:45 täglich dringen sie auf mich ein wie tödliche Fluten.