74:2 O Gott, warum hast du [uns] verworfen für immer,
74:3 warum raucht dein Zorn gegen die Schafe deiner Weide?
74:4 Gedenke an deine Gemeinde, die du vorzeiten erworben,
74:5 an den Stamm deines Erbteils, den du erlöst hast,
74:6 an den Berg Zion, auf dem du Wohnung genommen hast!
74:7 Erhebe deine Schritte zu dem Ort, der so lange in Trümmern liegt!
74:8 Alles hat der Feind verderbt im Heiligtum!
74:9 Deine Widersacher brüllen in deiner Versammlungsstätte;
74:10 sie haben ihre Banner als Zeichen aufgestellt.
74:11 Es sieht aus, als schwänge man oben
74:12 im Dickicht des Waldes die Axt;
74:13 und jetzt zerschlagen sie all ihr Schnitzwerk
74:14 mit Beilen und mit Hämmern.
74:15 Sie stecken dein Heiligtum in Brand,
74:16 sie entweihen die Wohnung deines Namens bis auf den Grund!
74:17 Sie sprechen in ihren Herzen: »Lasst uns sie alle unterdrücken!«
74:18 Sie verbrennen alle Versammlungsstätten Gottes im Land.
74:19 Unsere eigenen Zeichen sehen wir nicht;
74:20 es ist kein Prophet mehr da,
74:21 und niemand bei uns weiß, wie lange.
74:22 O Gott, wie lange darf der Widersacher schmähen?
74:23 Soll der Feind deinen Namen immerfort lästern?
74:24 Warum ziehst du deine Hand zurück, deine Rechte?
74:25 [Ziehe sie] hervor aus deinem Gewand, mache ein Ende!
74:26 Gott ist ja mein König von Urzeit her,
74:27 der Rettung gab in diesem Land.
74:28 Du teiltest das Meer durch deine Kraft,
74:29 du zerschlugst die Köpfe der Drachen auf dem Wasser;
74:30 du zerschmettertest die Häupter des Leviathan,
74:31 du gabst ihn dem Volk der Wüstenbewohner zur Speise.
74:32 Du ließest Quellen und Bäche hervorbrechen,
74:33 du legtest Ströme trocken, die sonst beständig fließen.
74:34 Dein ist der Tag, dein ist auch die Nacht,
74:35 du hast den Mond und die Sonne bereitet.
74:36 Du hast alle Grenzen des Landes festgesetzt;
74:37 Sommer und Winter hast du gemacht.
74:38 Gedenke daran, HERR, wie der Feind dich schmäht,
74:39 und wie ein schändliches Volk deinen Namen lästert!
74:40 Gib die Seele deiner Turteltaube nicht dem Raubtier preis,
74:41 und vergiss das Leben deiner Elenden nicht für immer!
74:43 Denn die Schlupfwinkel des Landes sind voll Räuberhöhlen.
74:44 Lass den Unterdrückten nicht beschämt davongehen,
74:45 sondern lass die Elenden und Armen deinen Namen preisen!
74:46 Steh auf, o Gott, führe deine Sache hinaus!
74:47 Gedenke an die Schmach, die dir täglich von dem Schändlichen widerfährt!