78:2 Höre, mein Volk, meine Lehre;
78:3 neigt eure Ohren zu den Reden meines Mundes!
78:4 Ich will meinen Mund zu einer Gleichnisrede öffnen,
78:5 will Rätsel vortragen aus alter Zeit.
78:6 Was wir gehört und gelernt haben
78:7 und was unsere Väter uns erzählt haben,
78:8 das wollen wir ihren Kindern nicht vorenthalten,
78:9 sondern den Ruhm des HERRN erzählen dem späteren Geschlecht,
78:10 seine Macht und seine Wunder, die er getan hat.
78:11 Denn er hat ein Zeugnis aufgerichtet in Jakob
78:12 und ein Gesetz gegeben in Israel;
78:13 und er gebot unseren Vätern,
78:14 es ihren Kindern zu verkünden,
78:15 damit das spätere Geschlecht es wisse,
78:16 die Kinder, die noch geboren werden sollten,
78:17 damit auch sie aufständen
78:18 und es ihren Kindern erzählten;
78:19 damit diese auf Gott ihr Vertrauen setzten
78:20 und die Taten Gottes nicht vergäßen
78:21 und seine Gebote befolgten
78:22 und nicht würden wie ihre Väter,
78:23 ein trotziges und widerspenstiges Geschlecht,
78:24 ein Geschlecht, das kein festes Herz hatte,
78:25 und dessen Geist nicht treu war gegen Gott.
78:26 Die Söhne Ephraims [waren wie] gerüstete Bogenschützen,
78:27 die sich umwenden am Tag der Schlacht.
78:28 Sie bewahrten den Bund Gottes nicht
78:29 und weigerten sich, nach seinem Gesetz zu wandeln.
78:30 Und sie vergaßen seine Taten und seine Wunder,
78:31 die er sie hatte sehen lassen.
78:32 Vor ihren Vätern hatte er Wunder getan
78:33 im Land Ägypten, im Gebiet von Zoan.
78:34 Er spaltete das Meer und führte sie hindurch
78:35 und türmte die Wasser auf wie einen Damm.
78:36 Er leitete sie bei Tag mit einer Wolke
78:37 und mit dem Licht eines Feuers durch die ganze Nacht.
78:38 Er spaltete Felsen in der Wüste
78:39 und tränkte sie wie mit großen Fluten;
78:40 er ließ Bäche aus dem Felsen hervorspringen
78:41 und Wasser herabfließen in Strömen.
78:42 Dennoch fuhren sie fort, gegen ihn zu sündigen
78:43 und den Höchsten zu erzürnen in der Wüste.
78:44 Und sie versuchten Gott in ihrem Herzen,
78:45 indem sie Speise forderten für ihr Gelüste.
78:46 Und sie redeten gegen Gott und sprachen:
78:47 »Kann Gott uns wohl einen Tisch bereiten in der Wüste?
78:48 Siehe, er hat den Felsen geschlagen,
78:49 dass Wasser flossen und Bäche sich ergossen.
78:50 Kann er aber auch Brot geben?
78:51 Wird er seinem Volk Fleisch verschaffen?«
78:52 Darum, als der HERR das hörte,
78:54 und Feuer entbrannte gegen Jakob,
78:55 ja, Zorn stieg auf über Israel,
78:56 weil sie Gott nicht glaubten
78:57 und nicht auf seine Rettung vertrauten.
78:58 Und doch hatte er den Wolken droben geboten
78:59 und die Türen des Himmels geöffnet;
78:60 und hatte Manna auf sie regnen lassen zum Essen
78:61 und ihnen Himmelskorn gegeben.
78:62 Der Mensch aß das Brot der Starken;
78:63 er sandte ihnen Speise, bis sie satt waren.
78:64 Er ließ den Ostwind am Himmel hinfahren
78:65 und führte durch seine Kraft den Südwind herbei;
78:66 er ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub
78:67 und Geflügel wie Sand am Meer,
78:68 und ließ sie mitten in ihr Lager fallen,
78:69 rings um ihre Wohnung her.
78:70 Da aßen sie und wurden völlig satt;
78:71 er gewährte ihnen, wonach sie gelüstet hatten.
78:72 Sie hatten ihre Begierde noch nicht gestillt,
78:73 und ihre Speise war noch in ihrem Mund,
78:74 da erhob sich der Zorn Gottes gegen sie;
78:75 und er tötete die Vornehmsten unter ihnen,
78:76 und die auserwählten [Krieger] Israels streckte er nieder.
78:77 Trotz alledem sündigten sie weiter
78:78 und glaubten nicht an seine Wunder.
78:79 Darum ließ er ihre Tage wie einen Hauch vergehen
78:80 und ihre Jahre in Schrecken.
78:81 Wenn er sie schlug, so fragten sie nach ihm
78:82 und kehrten wieder um und suchten Gott;
78:83 und sie gedachten daran, dass Gott ihr Fels ist,
78:84 und Gott, der Höchste, ihr Erlöser.
78:85 Aber sie heuchelten vor ihm mit ihrem Mund
78:86 und logen mit ihren Zungen;
78:87 denn ihr Herz war nicht aufrichtig gegen ihn,
78:88 und sie hielten nicht treu an seinem Bund fest.
78:89 Er aber war barmherzig und vergab die Schuld
78:90 und vertilgte sie nicht;
78:91 und oftmals wandte er seinen Zorn ab
78:92 und erweckte nicht seinen ganzen Grimm;
78:93 denn er dachte daran, dass sie Fleisch sind,
78:94 ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkehrt.
78:95 Wie oft lehnten sie sich gegen ihn auf in der Wüste
78:96 und betrübten ihn in der Einöde!
78:97 Und sie versuchten Gott immer wieder
78:98 und bekümmerten den Heiligen Israels.
78:99 Sie gedachten nicht an seine Hand,
78:100 an den Tag, als er sie von dem Feind erlöste;
78:101 als er seine Zeichen tat in Ägypten
78:102 und seine Wunder im Gebiet von Zoan;
78:103 als er ihre Ströme in Blut verwandelte
78:104 und ihre Bäche, sodass man nicht trinken konnte;
78:105 als er Ungeziefer unter sie sandte, das sie fraß,
78:106 und Frösche, die sie verderbten;
78:107 als er dem Vertilger ihren Ertrag gab
78:108 und der Heuschrecke die Frucht ihrer Arbeit;
78:109 als er ihre Weinstöcke mit Hagel schlug
78:110 und ihre Maulbeerbäume durch eine verheerende Wasserflut,
78:111 und ihr Vieh dem Hagel preisgab
78:112 und ihre Herden den Blitzen;
78:113 als er gegen sie die Glut seines Zornes entsandte,
78:114 Wut und Grimm und Drangsal,
78:115 eine ausgesandte Schar Verderben bringender Engel;
78:116 als er seinem Zorn den Lauf ließ,
78:117 ihre Seele nicht vor dem Tod bewahrte,
78:118 sondern ihr Leben der Pest preisgab;
78:119 als er alle Erstgeburt in Ägypten schlug,
78:120 die Erstlinge der Kraft in den Zelten Hams.
78:121 Und er ließ sein Volk ausziehen wie Schafe
78:122 und leitete sie wie eine Herde in der Wüste
78:123 und führte sie sicher, dass sie sich nicht fürchteten;
78:124 ihre Feinde aber bedeckte das Meer.
78:125 Und er brachte sie in sein heiliges Land,
78:126 zu diesem Berg, den seine Rechte erworben hat.
78:127 Und er vertrieb die Heiden vor ihnen her
78:128 und teilte ihnen das Erbe aus mit der Messschnur
78:129 und ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen.
78:130 Aber sie versuchten Gott, den Höchsten,
78:131 und waren widerspenstig gegen ihn
78:132 und bewahrten seine Zeugnisse nicht,
78:133 sondern sie wichen zurück und fielen ab wie ihre Väter;
78:134 sie gingen fehl wie ein trügerischer Bogen.
78:135 Und sie reizten ihn zum Zorn durch ihre Höhen
78:136 und zur Eifersucht durch ihre Götzenbilder.
78:137 Gott hörte es und geriet in Zorn,
78:138 und er verabscheute Israel sehr.
78:139 Und er verließ seine Wohnung in Silo,
78:140 das Zelt, das er unter den Menschen aufgeschlagen hatte;
78:141 und er gab seine Macht in Gefangenschaft
78:142 und seine Herrlichkeit in Feindeshand.
78:143 Er überlieferte sein Volk dem Schwert
78:144 und war zornig über sein Erbe.
78:145 Seine jungen Männer verzehrte das Feuer,
78:146 und seine Jungfrauen mussten ohne Brautlied bleiben.
78:147 Seine Priester fielen durchs Schwert,
78:148 und seine Witwen konnten keine Totenklage halten.
78:149 Da erwachte der Herr wie ein Schlafender,
78:150 wie ein Held, der aufjauchzt vom Wein.
78:151 Und er schlug seine Feinde in die Flucht,
78:152 ewige Schande fügte er ihnen zu.
78:153 Und er verwarf das Zelt Josephs
78:154 und erwählte nicht den Stamm Ephraim,
78:155 sondern er erwählte den Stamm Juda,
78:156 den Berg Zion, den er liebt.
78:157 Und er baute sein Heiligtum gleich Himmelshöhen,
78:158 gleich der Erde, die er auf ewig gegründet hat.
78:159 Und er erwählte seinen Knecht David
78:160 und nahm ihn von den Schafhürden weg.
78:161 Als er den tragenden Schafen nachging, holte Er ihn,
78:162 Dass er Jakob weiden sollte, sein Volk,